Maiglöckchen
Arzneipflanze des Monats
Seit dem Mittelalter ist das Maiglöckchen sowohl als Heilpflanze als auch als Giftpflanze bekannt. Dabei ist das wild wachsende Maiglöckchen heutzutage selten geworden und steht unter Naturschutz. Das Ausgraben und Pflücken der Pflanzen in freier Natur ist verboten! In Gärtnereien wird das Maiglöckchen dagegen als Zierpflanze gezüchtet. Ein großes Anbaugebiet ist beispielsweise die Samtgemeinde Elbmarsch in der Nähe von Hamburg.
Erscheinungsbild
Das Maiglöckchen erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 25 cm. Direkt aus dem ausdauernden Wurzelstock (Rhizom) treiben im Frühjahr lange, breite, lanzettförmige Blätter, die paarweise zusammengewachsen sind. Zwischen den Blättern wächst ein langer Blütenstängel, der eine einseitig hängende Traube von kleinen, weißen Blüten trägt. Maiglöckchen blühen von Mai bis Juni und verströmen einen charakteristischen intensiv süßlichen Geruch. Die Blüte des Maiglöckchens ist zwittrig, sie enthält gleichermaßen Staub- und Fruchtblätter. Von Juli bis August entwickeln sich aus den Blüten leuchtend rote Beeren, die je bis zu fünf Samen enthalten.
Vorkommen
Das Maiglöckchen (Convallaria majalis L.) gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) und bevorzugt zum Wachstum sommerwarme Klimalagen oder halbschattige Standorte. In trockenen bis leicht feuchten, lichten Laubwäldern (insbesondere Buchen- und Eichenwäldern) wächst es oft in dichten Beständen. Die Pflanze ist in fast ganz Europa, den gemäßigten Zonen Asiens und in Nordamerika beheimatet.
Name
Um das Maiglöckchen ranken sich viele Legenden, die sich in seinen volkstümlichen Namen wie „Marienträne“, „Faltrianblume“, „Maischelle“, „Niesekraut“, „Talblume“ oder „Zauke“ niederschlagen. In der Schweiz wird sie als „Maieriesli“, in England als „Lily of the valley“ bezeichnet – in Anlehnung an die „Lilie des Tales“, die im Hohelied Salomos erwähnt und in der Kirche oft auf Maria bezogen wird. Die weiße Farbe symbolisiert die Tugenden Marias: Reinheit, Demut und Bescheidenheit. Des Weiteren sind Maiglöckchen Sinnbild für Liebe, Hoffnung, Glück – und für die Heilkunde.
Der lateinische Name „Convallaria“ bedeutet „Talkessel“ und weist auf das Vorkommen der Pflanze hin. Die Bezeichnung „majalis“ bezieht sich auf die Blütezeit im Mai (lat. „majus“).
Inhaltsstoffe
Neben Flavonoiden und Saponinen sind die hauptsächlich wirksamen Inhaltsstoffe der Pflanze Glykoside, wie Convallatoxin und Convallosid, die bei Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen eingesetzt wurden. Alle Bestandteile des Maiglöckchens sind sehr giftig! Die Einnahme einer größeren Menge von Pflanzenteilen führt zu ernsthaften Vergiftungen, die sich in Übelkeit, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen äußern.
Anwendung
Früher wurde das Maiglöckchen als Allheilmittel gegen Asthma, Schwindel, Epilepsie, Nervenschwäche und „verlorene Sprache“ angewandt. Die herzstärkende Wirkung ist schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt und wurde noch bis Ende des 20. Jahrhunderts therapeutisch bei leichten Formen der Herzschwäche (Altersherz) und Herzrhythmusstörungen genutzt.
Der therapeutische Wert ist heutzutage eher umstritten, auch die Anwendung als Tee ist nicht mehr gebräuchlich. In der Homöopathie werden Maiglöckchenzubereitungen weiterhin gegen nervöse Herzstörungen, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche eingesetzt. Bewährte Präparate sind Convacard® H, Convallaria majalis in den Potenzen D1-D6, D12, D30 und C30.
Achtung: Verwechslungsgefahr mit Bärlauch!
Maiglöckchenblätter haben viel Ähnlichkeit mit den Bärlauchblättern, die im Frühjahr gerne für Wildkräutergerichte gesammelt werden. Durch Reiben der Blätter können sie am Geruch unterschieden werden: Während Maiglöckchenblätter geruchlos sind, riechen Bärlauchblätter intensiv nach Knoblauch!
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