Medikamentenabhängigkeit: Vermeiden und erkennen!
Jahrbuch Sucht 2017
In Deutschland sind fast zwei Millionen Menschen abhängig von Medikamenten. Damit ist die Medikamentensucht die zweithäufigste Form der Abhängigkeit nach der Tabaksucht.
Mehr als drei Viertel der Betroffenen sind abhängig von Schlafmitteln und Tranquilizern, das sind Psychopharmaka mit einer angstlösenden und entspannenden Wirkung. Diese Arzneimittel sollten eigentlich maximal für eine Dauer von 8 bis 14 Tagen eingenommen werden.
Betroffen sind vor allem Menschen über 65 Jahre, besonders häufig betrifft die Medikamentenabhängigkeit Frauen.
Abhängigkeitspotenzial besitzen außerdem Opiate und morphinartig wirkende Schmerzmittel, peripher wirkende Schmerzmittel, codeinhaltige Hustenmittel und Substitutionspräparate wie Levomethadon. Daneben sind hier auch Appetitzügler, Laxanzien und Psychostimulanzien (z. B. Methylphenidat) zu nennen.
Woran erkenne ich eine Medikamentenabhängigkeit?
- anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen
- Zwang oder starkes Verlangen zum Konsum der Substanz
- Toleranzentwicklung, verminderte Wirkung und folglich Dosiserhöhung
- Entzugssymptome während der Abstinenzphasen
So verhindern Sie eine Abhängigkeit:
- Nehmen Sie das Medikament nur ein, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht.
- Halten Sie sich an die eindeutig notwendige Dosis.
- Halten Sie die empfohlene Anwendungsdauer (maximal 14 Tage) ein.
Sie vermuten eine Medikamentensucht? Fragen zur Selbstkontrolle:
- Täuschen Sie Angehörige und Freunde über Ihren Medikamentenkonsum?
- Nehmen Sie Medikamente heimlich ein?
- Verstecken oder horten Sie Medikamente?
- Werden Sie unruhig, wenn Ihr Medikamentenvorrat zur Neige geht?
- Verschleiern Sie Ihren erhöhten Medikamentenbedarf, indem Sie Rezepte von mehreren Ärzten einholen und/oder Medikamente in unterschiedlichen Apotheken kaufen?
Wenn Sie eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten können, zögern Sie bitte nicht, uns anzusprechen. Die Abhängigkeit von Medikamenten kann Ihren Körper dauerhaft schädigen.